Von Japan nach Bad Kösen

Mitteldeutsche Zeitung, 10-2019:

Bad Kösen - Aus dem Berlin der 1930er-Jahre nach Japan und nun von Tokio zurück nach Bad Kösen: In der Kösener Spielzeug Manufaktur GmbH sind ab sofort zwei Käthe-Kruse-Puppen zu sehen, die mit einer besonderen Geschichte verbunden sind.

Acht Jahre wohnte das japanische Geschäftsleute-Ehepaar Teiji und Kuniko Shimomura in Berlin. Kuniko Shimomura war bei der Yokohama Sho-kin Bank, der späteren Bank of Tokyo, angestellt. Bald stellte sich auch persönliches Glück ein, wurde das Paar doch Eltern zunächst von einem Jungen, dann von einem Mädchen. Aus der Werkstatt der inzwischen bekannten Puppenmacherin Käthe Kruse, die 1912 mit ihrer Familie von Berlin nach Bad Kösen gezogen war, erwarben Teiji und Kuniko Shimomura wahrscheinlich 1937 oder 1938 zwei Puppen: Annemarie, die nach dem Vorbild einer der Käthe-Kruse-Töchter entstanden war, und Mäcke. Die Kinder durften nicht täglich mit den Puppen spielen, darauf achtete die Mutter. Allerdings gingen sie mit auf weite Reisen. 

Den Krieg unbeschadet überstanden

So, als die Familie Deutschland verließ und in das Gebiet der damaligen Mandschurei übersiedelte, das heute Teile Chinas, Russlands und der Mongolei umfasst. Kriegsbedingt folgte dort ein weiterer Umzug, so dass Möbel und Hausgeräte einer in Japan lebenden Tante überlassen wurden. Diese bewahrte auch die beiden Puppen auf. Ein Jahr nach Ende des Krieges kehrte die Familie zurück nach Japan. Dort fand sie auch die beiden Käthe-Kruse-Puppen wieder, die - behütet von der Tochter der Tante - alle Kriegswirren unbeschadet überstanden hatten.

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Sachiko Ishihara, die Tochter, die inzwischen hochbetagt ist, hatte nun den Wunsch, beide Puppen in deren Heimat zurückkehren zu lassen. So begann sie ihre Suche. Auf der Internetseite der Kösener Manufaktur las sie von einer Handelsvertretung, die in Japan europäisches Spielzeug vertreibt, so jenes aus Bad Kösen.

Für Constance Schache sowie deren Vater und Manufaktur-Begründer Helmut Schache „war es eine große Ehre“, die Puppen als Geschenk zu erhalten, wie die Geschäftsführerin der Manufaktur sagte. Zuvor hatte Helmut Schache in einem Schreiben an Sachiko Ishihara seine Freude über die angekündigte Schenkung zum Ausdruck gebracht.

Freude beim Auspacken

Wohlbehalten kamen die Kruse-Puppen nun in Bad Kösen an. In einem erneuten Schreiben dankten Constance und Helmut Schache dafür. „Als wir sie ausgepackt haben, war die Freude groß, da die Puppen noch in einem so guten Zustand sind“, heißt es darin. „Da Puppen dieser beiden Arten bislang nicht in unserem Bestand waren, freuen wir uns ganz besonders, dass wir unsere Sammlung mit Ihren Puppen bereichern können. Ein herzliches Dankeschön! Seien Sie versichert, dass Ihre Puppen in Bad Kösen gut aufbewahrt werden und die Erinnerung an Sie erhalten bleibt“, endet der Brief.

In Vitrine ausgestellt

Die Puppen wurden inzwischen in einer Vitrine im Museum der Kösener Spielzeug Manufaktur dekorativ aufgestellt und können nun von den Besuchern betrachtet werden. Das Museum befindet sich in der oberen Etage des Werksverkaufs der Manufaktur in der Rudolf-Breitscheid-Straße 2. Geöffnet ist es ebenso wie der Werksverkauf montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, sonnabends von 10 bis 16 Uhr sowie sonntags und an Feiertagen von 11 bis 16 Uhr. (be/ag)

 

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